Typ
der LV |
Asynchrones Seminar |
Umfang |
entspricht ca. 4 SWS Vorlesung + 2 SWS Übung |
Stellung im Studienplan der Heim-Universität |
Wahlpflichtveranstaltung im Hauptstudium |
Typische Teilnehmerzahl an der Heim-Universität |
25-40 |
Maximal zu verkraftende Teilnehmerzahl |
25-40 |
Web-basierte Tools für die Kommunikation |
Mailing
list, newsgroup |
Zielgruppen |
Studierende der Computerlinguistik, Linguistik
und Informatik mit Schwerpunkt Sprachverarbeitung; Themenauswahl für
berufliche Fortbildung geeignet |
Das Modul A2, "Computational
Semantics", wird Themen umfassen, die die computerlinguistische
Semantik zum Teil mehr aus theoretischer Perspektive, zum Teil mehr unter dem
Aspekt der algorithmen und der softwaretechnischen Realisierung betrachten.
Zusammen mit den Übungen wird ein Gesamtumfang von bis zu 6 SWS abgedeckt.
Da die einzelnen Themen nur zum Teil aufeinander aufbauen (s. die Grafik) und
intern möglichst modular konzipiert sind, ermöglicht dies, eine Auswahl zu
treffen und das Gewicht z.B. mehr auf die logischen und Repräsentationsaspekte
oder mehr auf die algorithmischen und Implementierungsaspekte zu legen.
Das Modul setzt an Vorkenntnissen
Prädikatenlogik voraus; Grundkenntnisse in typtheoretischer Semantik und
Grammatikformalismen sind wünschenswert, für die praktisch orientierte
Variante auch Grundkenntnisse der Programmiersprache Prolog. Zielgruppe sind
in erster Linie Studierende der Computerlinguistik im zweiten Studienabschnitt.
Das Modul ist aber so ausgelegt, dass es auch für Studierende im ersten Studienabschnitt
in Frage kommt (mit Prädikatenlogik-Kenntnissen!), ebenso für graduierte
QuereinsteigerInnen aus der Informatik, und (in ausgewählten Teilen) für die
berufliche Fortbildung. Im Einzelnen sind folgende Themen vorgesehen (siehe
auch Grafik):
·
Prädikatenlogik
erster Stufe
·
Inferenztechniken
für Prädikatenlogik
·
Kompositionalität,
Lambda-Kalkül
·
Syntax-Semantik-Schnittstelle
·
Skopus
und Unterspezifikation
·
Diskursrepräsentationstheorie
(DRT)
·
Dynamische
Prädikatenlogik
·
Kompositionelle
Varianten von DRT
·
Pronomenresolution
·
Präsuppositionen
·
Resolution
von Präsuppositionen
·
Tempus-
und Ereignissemantik
·
Lexikalische
Semantik
Enge inhaltliche Bezüge bestehen vor allem zum
Modul "Computerlinguistische Algorithmen" (Saarbrücken) und zum
Modul "Computerlexikographie" (Tübingen, lexikalische Semantik),
aber auch zur Verarbeitung gesprochener Sprache" (Bonn, im Zusammenhang
mit Fokus und Informationsstruktur) sowie zum Modul "Dialogsysteme"
(Saarbrücken, Dialogsemantik).
Bei der Gestaltung des virtuellen Angebots
können wir auf bereits gut ausgearbeitete konventionelle Vorlesungen (zum
Teil in Form ausgearbeiteter Skripten, mit zahlreichen Übungsaufgaben und
Musterlösungen) zurückgreifen, insbesondere auf die jeweils vierstündigen
Vorlesungen "Semantik" und "Computational Semantics".
So weit die Inhalte der Veranstaltung logischer
Natur sind, ist als Interaktionsform die sorgfältige Präsentation von
Formalismen, ihren Interpretations- und logischen Metakonzepten vorgesehen,
ergänzt um formale Übungsaufgaben. TeilnehmerInnen erhalten Feedback durch Musterlösungen
und offline korrigierte Übungsaufgaben. Zusammen mit der Einführung logisch
fundierter Kernkonzepte soll aber immer auch die linguistische und
algorithmische Ebene mitbetrachtet werden.
Übungsaufgaben der linguistischen Ebene
(Anwendung formaler Werkzeuge auf die Modellierung sprachlicher Bedeutung)
besitzen meist keine eindeutige Lösung. Ein echter Lerngewinn lässt sich nur
durch die inhaltlichen Diskussion der Übungsresultate erzielen. Deshalb sehen
wir hier die gemeinsame Arbeit in Kleingruppen vor, die durch die
Internetdiskussion der TeilnehmerInnen untereinander und mit
DozentIn/TutorInnen ergänzt wird (asynchrones Seminar).
Auf der algorithmischen Ebene sollen zusätzlich
zur diskursiven Wissensvermittlung zwei Formen von Übungen eingesetzt werden:
Zum einen werden kleine Programmieraufgaben für Prolog präsentiert. Wir
wählen diese Programmiersprache, weil sie inhärent logiknah ist und für die
vorliegenden Anwendungen sehr knappen Programmcode ermöglicht.
Außerdem wollen wir auf der Grundlage von
bereits existierenden prototypischen Systemen tutorielle Werkzeuge
entwickeln, die es erlauben, Kompositions-, Interpretations- und Inferenzprozesse
für Sprachbeispiele in verschiedenen Formalismen und Frameworks automatisch
durchzuführen, schrittweise zu verfolgen und relativ frei zu kombinieren. Wir
greifen hierbei auf Software zurück, die in Saarbrücken (mit-)entwickelt
wurde, auf
·
das
Mathweb-System (Franke & Kohlhase 1999), das die transparente Ansteuerung
von logischen Inferenzsystemen über das Internet erlaubt;
·
das
DORIS-System (Bos 1999), das Inferenztechniken zur Auflösung von Präsuppositionen
einsetzt,
sowie vor allem auf
·
das
CLEARS-System (Milward et al. 1996), das in Saarbrücken in Kooperation mit SRI
International, Cambridge im Rahmen des EU-Verbundprojektes FraCaS entwickelt
wurde und das einen explorativen Vergleich verschiedener Formalismen und
semantischer Konzepte gestattet.
Gleichzeitig kann CLEARS auch als als Frontend
zur Darstellung und Eingabe von komplexen Formeln und semantischen Strukturen
dienen.
Blackburn,
P. und J. Bos (to appear). Representation and
Inference for Natural Language. Studys in Logic, Language, and Information.
CSLI Press, Stanford. Bos,
J. (1999). Automated Reasoning for Natural Language
Semantics. Proceedings of the First International Workshop on Inference in
Computational Semantics, Amsterdam. Franke, A. und M. Kohlhase (1999). System Description: MathWeb, an Agent-Based Communication Layer for
Distributed Automated Theorem Proving. Proceedings of the 16th Conference on
Automated Deduction. Springer
Verlag. Milward, D., K. Konrad, H. Maier und M.
Pinkal
(1996). An education and research tool for computational
linguistics. In Proceedings of the 16th International Conference on
Computational Linguistics, COLING 96, Copenhagen.