Mediendidaktisches Konzept des Projekts

Lehr-Lerneinheiten in MiLCA sind Module zu zentralen Bereichen des Computerlinguistik-Curriculums. Sie werden entsprechende traditionelle Veranstaltungen allein oder kombiniert mit anderen Modulen virtualisieren und dadurch auf die Dauer ersetzen. Die Durchführung der Lehre wird in der ersten Projektphase von den AutorInnen selbst betreut. Dies gilt auch für Veranstaltungen, die in der zweiten Arbeitsphase räumlich verteilt an verschiedenen Standorten durchgeführt werden. Die Studierenden werden aber lokal bei der Durchführung der Veranstaltung organisatorisch und technisch unterstützt. Das didaktische Konzept von MiLCA umfasst drei Typen von Lehr-Lern-Szenarien:

  1. Tutorielles System
  2. Asynchrones Virtuelles Seminar
  3. Synchrones Virtuelles Seminar

zu 1. Im Szenario des tutoriellen Systems folgen die Studierenden einem webbasierten Lehrgang. Die Module sind zum individuellen Wissenserwerb konzipiert, d.h. die Studierenden bearbeiten in einer relativ flexiblen Reihenfolge und in individueller Lerntaktung Online-Module. Neben Texten werden vor allem multimediale Elemente den Lernstoff anreichern, da Bilder, Animationen und interaktive Simulationen komplexe Sachverhalte effektiv visualisieren. So entsteht ein modular aufgebautes Hyperbook, das selbstgesteuertes Lernen fördert und Informationen auf verschiedenen Kanälen übermittelt. Sollten Fragen auftauchen, können diese an zuständige TutorInnen per E-Mail gesendet werden. Zudem werden Newsgroups eingerichtet, um häufig gestellte Fragen gesammelt beantworten zu können und Themenstränge zu entwickeln. Prüfungsaufgaben und ähnliche Übungen zur individuellen Leistungskontrolle, die im Rahmen des WBT zu beantworten sind, werden ebenfalls an zuständige TutorInnen per Mail verschickt.

zu 2. Im Asynchronen Virtuellen Seminar werden Studierende zu einer Seminargruppe zusammengefasst, die gemeinsam ein Themengebiet unter tutorieller Betreuung bearbeiten. Je nach Größe der Teilnehmerzahl werden innerhalb dieser Gruppen weitere Untergruppen gebildet. Die Aktivitäten der Studierenden bestehen aus dem individuellen oder kooperativen Bearbeiten von multimedial aufbereiteten Studienmaterialien sowie der Diskussion mit anderen Studierenden und Lehrenden, wie dies in einem Seminar üblich ist. Die betreuten asynchronen Diskussionen finden in einem netzbasierten Forum statt. Damit sich die Studierenden nicht zu weit von einander entfernen, ist es notwendig den kollektiven Lernfortschritt zu takten. Zu diesem Zweck wird bei den Modulen, die dieses Szenario einsetzen, in der Vorbereitungsphase besonderer Wert auf die Unterteilung der Unterrichtseinheiten in klar abgegrenzte Arbeitsphasen gelegt. Zudem werden die Arbeitsgruppen dazu angehalten, regelmäßig Zwischenergebnisse abzuliefern.

zu 3. Will man das wöchentliche synchrone Treffen einer Präsenzveranstaltung beibehalten, so bietet sich das Szenario des Synchronen Virtuellen Seminars an. Der Mittelpunkt dieses Szenarios ist das synchrone, verteilte, netzbasierte Meeting, das zum Beispiel mit einem Chat-Tool oder einem Conferencing-Tool durchgeführt wird. Techniken des Whiteboard und des Screensharing können hierbei die Schaffung eines gemeinsamen Wahrnehmungsraums unterstützen. In der Chatsitzung können wie in einem Präsenzseminar Referate gehalten, Diskussionen geführt und Gruppenergebnisse vorgestellt werden. Anders als im traditionellen Seminar soll es aber so wenig wie möglich um reine Wissensvermittlung gehen sondern um das diskursive Erschließen komplexer Inhalte. Die TutorInnen werden in erster Linie als Informations-Broker fungieren, indem sie die virtuellen Inhalte anbieten und darüber hinausgehende Materialien zur Verfügung stellen bzw. darauf verweisen. Ansonsten übernehmen sie Funktionen der Moderation, Motivation und Leistungskontrolle.

Der Betreuungsaufwand der letzten beiden Szenarien dürfte ähnlich groß sein. Bei tutoriellen Systemen hängt die zeitliche Belastung der betreuenden Person von der Quantität und Qualität der multimedialen Inhalte und der Aufgaben ab, die die Studierenden zur Korrektur einreichen. Daher wird bei diesem Szenario die Erstellung der Inhalte und Entwicklung der Lernumgebung besonders betont.

Technische Grundlage aller drei Szenarien muss eine leistungsfähige Datenbank sein, in der die Materialien zu den Kursen abgelegt werden können, und zwar sowohl die Materialien, die vor dem Kurs als dessen Grundlage entstehen als auch die Materialien, die von den Studierenden während der Kurse erstellt, ausgetauscht und überarbeitet werden. Die Datenbank muss dafür ausgelegt sein, die Verwaltungsdaten der TeilnehmerInnen zu pflegen. Auf der Ebene der Benutzerschnittstelle muss die "group awareness" der Studierenden unterstützt werden. Hierzu gehören sowohl Kontaktinformationen als auch Gruppenzugehörigkeit und Themenschwerpunkte von Lernenden.

Bei der Entscheidung, welchem Modul welches Szenario zugeordnet wird, stehen drei Kriterien im Vordergrund:

  1. die voraussichtliche Teilnehmerzahl, da gerade die beiden Seminarformen mit mehr als 25 TeilnehmerInnen problematisch werden;
  2. der Inhalt des Kurses. So können etwa problemlösungsbezogene Grundkenntnisse, die alle Studierenden erwerben müssen, in einem WBT optimal dargestellt werden. Diskursive Inhalte dagegen lassen sich besser in einer der beiden Seminarformen vermitteln;
  3. die curriculare Einbettung: Grundstudiums- bzw. Hauptstudiumsinhalte mit Grundlagencharakter eignen sich gut für tutorielle Systeme. Inhalte höherer Semester, die traditionell in Haupt- oder Oberseminaren vermittelt werden, sind besser in den Seminarszenarien anzusiedeln.
  4. Einige Module werden eine Mischform aus zwei Szenarien wählen, je nach Unterrichtsphase und Lerninhalt. Dies ist bei der Konzeption der hypermedialen Inhalte und Übungen zu berücksichtigen. Für eine detaillierte Beschreibung der Einzelmodule wird auf die spezifischen Modulbeschreibungen verwiesen.


MiLCA Letzte Änderung: 11. März 2003
Verwaltet von Lothar Lemnitzer
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